Xixuanbanna 2003 2004

Posted on 31/12/2003 by ansgarbaumert

Flog im Januar 2004 nach Xixuanbanna im Süden der Yunnan-Provinz. In Jinghong fand ich eine Führerin namens Mali, mit der ich fast zwei Wochen unterwegs war. Wir sind zunächst einige Tage durch den riesigen Urwald gewandert der, als ich 2008 wieder da war, gänzlich abgeholzt war.

Da es keine Hotels gibt, schlafen wir fast jede Nacht in Hütten von Einheimischen. Für ein bisschen Geld gibt er eine staubige Matratze und ein paar schmutzige Decken, leckeres Abendbrot und Frühstück im Familienkreis am Lagerfeuer im Haus.

In Yakao, einem kleinen Akki Dorf mitten im Wald wurden zum Abendessen dicke, gekochte Grashalme auf den Tisch gelegt. Die musste man aufpulen und fand meistens einen weißen Wurm darin, der sehr gut schmeckte. Die Leute erkennen, dass in einem Grashalm so ein Wurm ist, weil die nicht so gut wachsen. Dazu gab es Schnaps und Zigaretten mit dem Dorfvorsteher und einem Soldaten aus Denglaban und Tabak aus einem Bong.

Überhaupt essen die Leute in Yunnan komische Sachen. Ich habe auf dieser Reise Bienen, Wespen und Hornissen gegessen, Babybäume, Baumrinde und immer wieder Frösche, Molche und Schlangen. Die Chinesen sagen, in Yunnan isst man alles, was Beine hat, außer Tischen und Stühlen und alles, was fliegt, außer Flugzeugen.

Dann zu einem Bulan-dorf namens Padian. Mali erklärt: Die Frauen des Bulan-volkes tragen, wenn sie mit 15 als heiratsfähig gelten, eine Blume im Haar. Wenn ein Junge verliebt ist, gibt er seiner Angebeteten auch eine Blume, wenn sie ihn auch mag, steckt sie sich diese wiederum ins Haar, sonst wirft sie sie weg. Wenn die Mädchen schon einen Freund haben, tauschen sie die Blume durch eine Plastikblume aus. Wenn sie heiraten, kommt die auch weg. Bulan feiern zwei mal Hochzeit. Nach der ersten Hochzeit bleibt die Frau noch in ihrem Elternhaus aber der Mann darf jeden Abend zu Besuch kommen. Die zweite Hochzeit feiern sie bei der Geburt des ersten Kindes, dann erst zieht die Frau zu dem Mann.

Später fahre ich zu den YuanYang Reisterassen, die das Hanivolk in vielen Jahrhunderten angelegt hat. Mit einem kleinen Bus fährt man in aller Herrgottsfrühe dorthin, wo die Aussicht am schönsten ist, steht dort stundenlang mit einer Horde professioneller Fotografen und glotzt in eine dichte Nebelwand, in der Hoffnung, dass der Nebel wegzieht und man die Reisterassen sehen kann. Wir sprechen mit einem japanischen Fotografen, der sagt, dass er jedes Jahr einen Monat dort ist und jeden Morgen auf den perfekten Schuss wartet. Irgendwann verzieht sich der Nebel ein bisschen und die Terassen schimmern durch, den Fotografen reicht das nicht, Für mich ist es besser ist als nichts.

Schließlich, als ich schon alleine unterwegs bin, komme ich zu einem kleinen Dorf, wo es ein Essens-Festival gibt. Da es kein Hotel gibt, läd mich der Dorfvorsteher zu sich nach Hause ein. Seine Tochter zieht ins Elternschlafzimmer und ich bekomme ihr Zimmer, das Bett wird vor meinen Augen mit sauberer Bettwäsche frisch bezogen, seit über einer Woche das erste saubere Bett! Der Mannfungiert bei dem Festival auch als Zeremonienmeister und sagt immer allen, was sie machen sollen.

Am nächsten Morgen gibt es ein öffentliches Frühstück und alle sind schon feierlich angezogen. Dann gehts mit einem Umzug weiter. Es wird laute Musik gemacht und viel getanzt und gesungen. Alle haben traditionelle Kleidung an: Die Männer tragen schwarze Klamotten, Holzsandalen, einen komischen schwarzen Turban und rauchen unglaublich viel Tabak, in Zigaretten, in Pfeifen und in Bongs. Die Frauen tanzen auf der Straße und klappern zwei Reisschälchen aneinander. Die Kinder haben bunte Bögen in der Hand und säumen die Straße. Irgendwann gehen Männer mit Trommeln durch den Ort, es sind sehr viele Leute da, auch jede Menge chinesische Touristen. Ich gucke vom Dach eines Hauses. Mittags werden dann 344 Tische mit Essen aufgebaut, die ganze Dorfstraße runter. Auf dem ersten Tisch gibt es einen großen Berg aus weichem Essen, für die zahnlosen Senioren. Die obere Hälfte der Tische sind nur für Männer, der Rest für die Frauen, ich setze mich an einen Frauentisch und werde sogleich zum essen und Schnaps trinken aufgefordert. Ich esse Frösche, Maden, Heuschrecken, viele Fische, Molche und sogar Sachen, die man normalerweise nicht isst. Alle legen mir besonders kuriose Leckerbissen auf mein Schälchen, um zu gucken, ob ich das auch esse. Als ich schon nicht mehr Papp sagen kann, kommt unversehens ein Fernsehteam und ich muss wieder essen und Schnaps trinken.

So um 9 Uhr abends mache ich mich, ziemlich stark angetrunken, wieder auf den Weg. Fahre erst mit einem Minibus, dann sitze ich nachts in irgendeiner komischen Stadt auf einem Plastikstuhl an der Straße und warte auf einen Überlandbus. Der Bus soll um 11 Uhr kommen – er kommt um 2. Plötzlich ruft mein Vater aus Deutschland auf meinem Handy an. Ich falle aus allen Wolken. Er hat es genau so abgepasst, dass es in China 12 Uhr nachts ist. Zu meiner großen Überraschung ist Sylvester.

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